Wenn die Stimme nicht mehr stimmt
Stimmstörungen können schon im Alltag belasten. Das gilt erst recht für den Beruf. Experte für Stimmstörungen der verschiedensten Arten ist Dr. Igor Schifris von der HNO-Klinik am Klinikum Straubing, HNO-Arzt mit der zweiten Facharztausbildung Phoniatrie und Pädaudiologie. Der Fachmann für Stimm-, Sprach- und Schluck- sowie kindliche Hörstörungen beantwortet im Gespräch mit der Redaktion, für welche Fragen und Beschwerden er der richtige Ansprechpartner ist.
Wie kann ich mir bei einer Stimmstörung zunächst selbst helfen?
Dr. Igor Schifris: Wenn man sich krank fühlt, sollte man eine Stimmpause einlegen. Wichtig ist es, regelmäßig und ausreichend zu trinken. Helfen können beispielsweise auch Inhalationen von Sole oder Lutschpastillen.
Wann sollte man bei einer Stimmstörung zum HNO-Arzt gehen?
Dr. Igor Schifris: Wenn gleichzeitig mit der Heiserkeit noch Atemschwierigkeiten auftreten, sollte man sofort einen Arzt aufsuchen, bei Bedarf auch die Notaufnahme. Auch wenn die Heiserkeit nach einer hausärztlichen Therapie nach einer Woche immer noch besteht und einen belastet, oder wenn sie länger als drei, vier Wochen andauert und einen nicht belastet, ist ein Besuch beim HNO-Arzt zur Abklärung zu empfehlen.
Was kann die Ursache für eine plötzlich auftretende Stimmstörung sein?
Dr. Igor Schifris: Am häufigsten steckt dahinter eine Kehlkopfentzündung. Andere mögliche Ursachen sind eine Stimmlippenlähmung, eine allergische Reaktion, Stress und ähnliches.
Und woran denkt man bei einer langsam zunehmenden Heiserkeit?
Dr. Igor Schifris: Diese können ausgelöst werden durch gutartige Geschwulste an den Stimmlippen – den so genannten Schreiknötchen, Polypen, Zysten oder Narben nach einer Entzündung. Wesentlich seltener, aber gefährlicher sind Ursachen wie bösartige Tumoren an den Stimmlippen oder Stimmlippenbeläge, die sich ohne Therapie in bösartige Geschwulste verändern können.
Kann ich selbst als Vorsorge etwas für meine Stimme machen?
Dr. Igor Schifris: Sie können sich um Ihre allgemeine Gesundheit und Fitness kümmern und Stress vermeiden. Zudem sollten Sie eventuell vorhandene Grunderkrankungen wie Wirbelsäulenprobleme, Refluxerkrankung, Asthma, Migräne kontrollieren und therapieren lassen. Bei hoher beruflicher Stimmbelastung ist es wichtig, auf eine Stimmerholung in der Freizeit zu achten. Wer regelmäßig im Chor singt, sollte eine Gesangsausbildung in Anspruch nehmen.
Ich bin Raucher und habe seit Jahrzehnten eine heisere Stimme. Die Heiserkeit stört mich nicht. Soll ich zum Arzt?
Dr. Igor Schifris: Ja, damit man eine eventuelle onkologische Erkrankung nicht übersieht, denn eine rechtzeitige Therapie steigert die Heilungschancen. -urs-
Klinik für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde mit Kopf-Hals- und plastischer Gesichtschirurgie